"Der Peak Oil beim konventionellen Öl hat eine Lehrbuchfunktion. Er zeigt, dass die Ölförderung Grenzen hat. Das gleiche werden wir auch beim unkonventionellen Öl erleben ... Interessant wird aber sein, in der Zukunft die Stufen der Verknappung zu beobachten, diese werden wir erleben, obschon es dann noch Erdöl hat. Die erste Stufe, das Überschreiten des Peak Oil beim konventionellen Öl in einzelnen Ländern, haben wir in Grossbritannien und Norwegen 2000 erlebt. Auch Mexiko und Indonesien und andere Länder haben ihr nationales Fördermaximum überschritten. Die nächste Stufe war das Erreichen des Fördermaximums weltweit beim konventionellen Erdöl, das war 2006 bei 70 Millionen Fass pro Tag. Die Stufe, in der wir jetzt drin sind, ist, dass der hohe Ölpreis auf der Wirtschaft lastet. In älteren ökonomischen Lehrbüchern wurde gesagt, ein Ölpreis von 100 $ führe zu Rezession, Arbeitslosigkeit und Finanzkrisen. Jetzt haben wird das alles, aber man bringt es nicht mit dem Ölpreis in Verbindung – jedenfalls nicht in erster Linie. Sicher ist auf jeden Fall: Ein hoher Ölpreis bringt die Bruchstellen, die im wirtschaftlichen System drin sind, schneller nach vorn. Eine nächste Stufe sind Ressourcenkriege – militärische Macht wird eingesetzt, um sich den Zugang zum knapper werdenden Öl zu sichern ... Der Kampf um die Rohstoffe hat begonnen ... Den Anteil der Erneuerbaren am Energiemix heraufzuschrauben, ist eine Generationenaufgabe ... Wir und die nächste Generation müssen die Vision einer langfristig tragfähigen Energiewirtschaft verwirklichen. Sonst wird die andere Vision Realität: Ressourcenkriege, abschmelzende Gletscher, verseuchtes Wasser. Dieses Zerstörungsmodell kennen wir. Ich aber setze mich für ein anderes Modell ein, eines das auf Frieden und Nachhaltigkeit beruht und die Energieproduktion wieder näher an Europa und die Schweiz heranholt."
Zum Interview mit Dr. Daniele Ganser, erschienen in Finanz und Wirtschaft (6. April 2013) »
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