BENZINPREISE: DER LEIDENSDRUCK WIRD STEIGEN

Die hohen Benzinpreise sind keine Momenterscheinung, sie markieren den Beginn zunehmender Ölknappheit.

Ein Interview mit Jörn Schwarz [Präsident der ASPO Deutschland] zu "gesetzlicher" Ölpreisreglementierung, Förderkapazitäten, der Auswirkung von Finanzspekulation auf den Ölpreis, den Zusammenhang vom Ölpreis zur konjunkturellen Lage, den Strompreisen, regenerativer Energien, dem Einsparungspotential durch GebäudedämmungElektroautos und dem baldigen Rückgang der Spaßmobilität sowie der Notwendigkeit einer frühzeitigen Anpassung an künftige Zeiten chronischer Energie-Minderversorgung nach dem Peak Oil. Geführt von Winfried Borchert, erschienen in der Magdeburger Volksstimme (3. Mai 2012). Auf ASPO Deutschland mit freundlicher Genehmigung der Magdeburger Volksstimme veröffentlicht.

Volksstimme: Die Kraftstoffpreise in Deutschland erreichen fast monatlich neue Rekordwerte. Wer oder was ist dafür verantwortlich?

Jörn Schwarz: Die Verantwortung ist weltweit "gesetzlich" geregelt - und zwar durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Die globale Förderung von herkömmlichem Rohöl hat 2005 ein historisches Maximum erreicht, den Peak Oil, und ist seitdem rückläufig. Nur durch vermehrte, kostenintensive Förderung nicht-konventioneller Rohölquellen aus der Tiefsee, den Polargebieten, Ölschiefer oder Teersanden konnte ein Teil des beobachteten Rückgangs ausgeglichen werden. Gleichzeitig aber ist der Bedarf der globalen Energieverbraucher gestiegen. Etwa eine halbe Milliarde Menschen mehr als vor sieben Jahren brauchen Energie, Rohstoffe und Lebensmittel. Seit 2005 laufen Angebot und Nachfrage stetig auseinander, damit steigen die Preise für Rohöl und erdölbasierte Produkte, um Angebot und Nachfrage wieder auszugleichen.

Volksstimme: Die ölfördernden Länder und Konzerne versichern, es gäbe noch Öllagerstätten für viele Jahre. Warum wird angesichts steigender Nachfrage nicht einfach mehr Öl gefördert?

Schwarz: Weil es nicht ausreichend Förderkapazitäten gibt. Neue Förderkapazitäten müssen sehr zeitintensiv aufgebaut werden. Es müssen Pipelines gebaut werden, um das Öl zu transportieren. Das dauert sehr lange und ist teuer. Die Ölkonzerne haben es in den letzten Jahren versäumt, die notwendigen Entscheidungen dafür zu treffen. Jetzt wird in den Ausbau der Förderung investiert. Aber die Nachfrage wird angesichts der jährlich um 80 Millionen Menschen wachsenden Weltbevölkerung künftig schneller als die Förderung steigen. Das bedeutet Ölknappheit und tendenziell immer weiter steigende Preise. Klar ist: Die Zeiten billigen Treibstoffs sind ein für allemal vorbei. Deutschland ist viel zu klein, um die Ölpreise auf einem globalen Markt zu ändern.

Volksstimme: Aus der Bundesregierung kommen Vorschläge, die Kraftstoffpreise staatlich zu reglementieren. Funktioniert das? [Link zum restlichen Interview mit Jörn Schwarz unter dem Bild]

Quelle: ecksunderscore via Flickr, Creative Commons-Lizenz CC BY-SA 2.0

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