STRAUSSENPOLITIK: 'SHALE GAS IN EUROPE – BEING CONSISTENT WITH A LOW CARBON ECONOMY, MANAGING HEALTH AND ENVIRONMENTAL RISKS'

In der Serie "Straußenpolitik" möchten wir unseren Lesern eine Auswahl an Artikeln vorstellen, in denen versucht wird, Peak Oil zu leugnen, ins Lächerliche zu ziehen oder Technologien als Lösung des Grundproblems finiter Ressourcen darzustellen.

"As resources become less easily accessible and more costly to extract, there is a need to use often more complex and intensive techniques ... In this context, new sources of gas, such as from shale, seem attractive: a possible substitute for more polluting fossil fuels, such as coal and lignite, a better security of supply with less dependence on dominant energy suppliers from abroad, as well as a source of public revenues ... Decoupling our demand for energy from our economic growth and building a competitive, highly resource and energy efficient low carbon economy should be the ultimate goal ... I am for using the potential of shale gas, if confirmed, in an environmentally responsible way while keeping in mind our long term objectives and supporting the policies which are leading us towards those objectives."

Zur Rede von European Commissioner for Environment Janez Potočnik, erschienen auf EUROPA, der offiziellen Webseite der Europäischen Union (14. Mai 2013) »

Anmerkung: hrend im ersten Augenschein manche Aussagen der Rede von Janez Potočnik relativ vernünftig erscheinen, gibt eine genauere Analyse dem aufmerksamen Beobacher doch zu denken. So wird darin jener zweifelhafte Ansatz der Lösung von Problemen komplexer Technologien mithilfe noch komplexerer und "intensiverer" Technologien verfolgt. Weiterhin fällt es schwer, jenes Gas aus dichtem Tongestein als "sauberes" Substitut für Braun- und Steinkohle zu betrachten. Die Kernkritik richtet sich aber wohl für manch aufmerksamen Leser an jene widersprüchliche Agenda, "die Nachfrage nach Energie vom Wirtschaftswachstum zu entkoppeln und gleichzeitig eine energieeffiziente 'low carbon economy'" aufbauen zu wollen. Dies bezeugt nicht nur von der offensichtlichen Ignoranz der Kopplung von Energieverbrauch und Realwachstum, sondern offenbart darüber hinaus auch die Anhängerschaft des Glaubens an den Gott des ewigen Wachstums. Zudem wird damit auch Jevons' Paradoxon vergessen, denn ein energieeffizientes Wachstum einer 'low carbon economy' würde nicht nur den Gesamtenergieverbrauch aufrechterhalten, sondern damit auch den einhergehenden Kohlendioxidausstoß - ungeachtet dessen Wirkung auf den Treibhauseffet. Schließlich mag es manch einem schwer fallen, die Förderung von Gas aus dichtem Tongestein in zugleich "verantwortungsvoller Weise gegenüber der Umwelt" zu betrachten. Die verantwortungsvollste Handlung wäre sicherlich, mit dessen Förderung bzw. Exploration gar nicht erst zu beginnen und die Lösung des Grundproblems der Grenzen des Wachstums in Suffizienz und Resilienz zu finden. Solange jedoch das Dogma des Nominalwachstums um jeden Preis die offizielle Staatsreligion lenkt, wird dessen Abkehr wohl nicht durch Vernunft, sondern letztlich nur durch die erbarmungslosen Grenzen der Natur bestimmt werden.