Kommentar von Alexandre de Robaulx de Beaurieux: Die U.S. Energy Information Administration veröffentlichte am 4. Oktober die folgende Pressemeldung, wonach die USA angeblich noch dieses Jahr die Weltproduzenten Nr.1 für Öl und Gas werden und dabei Russland und Saudi-Arabien überholen:
"The U.S. Energy Information Administration estimates that the United States will be the world's top producer of petroleum and natural gas hydrocarbons in 2013, surpassing Russia and Saudi Arabia ... Since 2008, U.S. petroleum production has increased 7 quadrillion Btu, with dramatic growth in Texas and North Dakota. Natural gas production has increased by 3 quadrillion Btu over the same period, with much of this growth coming from the eastern United States. Russia and Saudi Arabia each increased their combined hydrocarbon output by about 1 quadrillion Btu over the past five years ... Total petroleum and natural gas hydrocarbon production estimates for the United States and Russia for 2011 and 2012 were roughly equivalent—within 1 quadrillion Btu of one another. In 2013, however, the production estimates widen out, with the United States expected to outproduce Russia by 5 quadrillion Btu."
Nun mag dies auf den ersten Blick sensationell klingen, bei näherer Betrachtung fällt einem aber schnell auf, womit man es zu tun hat: Äpfel und Birnen im Vergleich. Zunächst sei bemerkt, dass die EIA nicht in Millionen Fass oder Billionen Kubikmeter rechnet, sondern in BTUs, also dem Energieäquivalent, welches benötigt wird, um ein britisches Pfund Wasser um ein Grad Fahrenheit zu erwärmen. Dabei stellen BTUs aber auch eine wunderbare Einheit dar, um den Energiegehalt völlig unterschiedlicher Energieträger aus verschiedensten Quellen theoretisch abzugleichen. Ein Reality-Check mit den jüngsten Daten der EIA zeigt dagegen, dass die Rohölproduktion der USA im November 1970 ihren Peak bei etwas über 10 Millionen Fass pro Tag [MBPD] erreicht hat. Dem folgte ein jahrzehntelanger Förderabfall, welcher die Förderquote bis 2010 halbierte, um die Produktion nun durch den aktuellen Tight Oil-Rush auf 7,5 Million Fass pro Tag wieder kurzfristig zu steigern. Vergleicht man so gut es geht Äpfel mit Äpfeln [EIA- vs. IEA-Daten], so sieht man jedoch, dass im Jahr 2011 die USA im Schnitt 5,6 MBPD [sowohl laut EIA wie IEA-Daten] an Rohöl produzierten, Saudi-Arabien dagegen 9,3 MBPD und Russland 9,9 MBPD. Was Erdgas anbetrifft, so förderten im selben Jahr 2011 die USA laut BP mehr Gas als Russland, laut IEA weniger. Die USA konnten also die letzen Jahre mit enormem Aufwand kurzfristig den Förderrückgang ihrer konventionellen Felder durch unkonventionelle Öl- und Gasquellen ausgleichen. Da - wie auf ASPO Deutschland in diversen Beiträgen dargelegt -
unkonventionelle Öl- und Gasplays jedoch extrem steile Förderabfallraten,
kleine Fördervolumina und ungünstige Bedingungen hinsichtlich Geologie,
Technologie, Thermodynamik und Ökonomie besitzen, muß immer mehr gebohrt werden, um gerade einmal stillzustehen. Es muß noch sehr viel mehr gebohrt werden, um die Produktion zu steigern. Diese Sweet-Spot-Ausbeutung aus unkonventionellen Bonanza-Plays nun mit der Produktion aus alternden, konventionellen Lagerstätten zu vergleichen und astronomische Förderprognosen in Raum und Zeit zu projizieren und zu verkünden ist abstrus. So helfen Durchhalteparolen wie "the
United States will be the world's top producer of petroleum and natural
gas hydrocarbons in 2013, surpassing Russia and Saudi Arabia" zwar dabei, die kognitive Dissonanz hinsichtlich dem Ende des fossilen Zeitalters zu züchten, am Peak Conventional & Unconventional werden sie aber nichts ändern, sondern den darauffolgenden Kater umso schlimmer gestalten. Daher verwundert es den aufmerksamen Beobachter des abklingenden Erdölrausches nicht wirklich, dass George Kirkland - Vize-CEO von Chevron - auf eine Neuproduktion in Höhe von 390 Milliarden Fass bis 2035 aus "zunehmend komplexeren Lagerstätten" hofft, und Shell-CEO Peter Voser nun auch noch mit folgenden Worten zitiert werden kann:
"Unconventionals did not exactly play out as planned."
"Unconventionals did not exactly play out as planned."