KOMMENTAR ZUM WORLD ENERGY OUTLOOK 2012

"Das Wirtschaftsgefüge ist schwer angeschlagen. Und der seit dem Jahr 2000 deutlich gestiegene  Ölpreis bildet einen wesentlichen Faktor hierbei. Dieser hatte durchaus einen Anteil an der Auslösung der Finanzkrise im Jahr 2008. Die hohen Ölpreise führten beispielsweise in den USA dazu, dass der Verbrauch seit 2005 um fast 10 % gefallen ist. Peak Oil ist hier bereits Realität ... Dabei wäre es einfach, über statistisch belegbare Zeitreihen zu belegen was Konsens hinsichtlich der Erschöpfung fossiler Energievorräte ist ... Warum passiert das nicht? Warum benutzt das mächtigste energiepolitische Organ der OECD Staaten diese Chance nicht zu entsprechender Aufklärung, sondern vernebelt mit  mißdeutbaren und auch bewusst desinformierenden Aussagen den Blick auf die Entwicklung, die schon längst im Gange ist  und das „Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen“ einleitet? Die Antwort ist einfach: Wenn man den Autoren nicht absolutes Versagen vorwerfen will, dann drängt sich nur der Schluss auf, dass Vernebelung und Desinformation beabsichtigt sind ... Es wird unmöglich sein den mit steigendem Ölverbrauch verbundenen „American way of Life“ bis 2035 zu sichern ... Bei all der Euphorie über künftige Ausweitungen wird auch übersehen, dass die Firmen selbst dem nicht folgen können ...  Die IEA entwertet die Bedeutung des WEO mit solch willkürlichen, überzogenen und offensichtlich politisch motivierten Aussagen zusehends zu einem Pamphlet. Wie sollte man eine Analyse der Versorgungsmöglichkeiten für die nächsten 20 – 25 Jahre noch ernst nehmen, wenn fast im jährlichen Rhythmus die Begründungen und Hoffnungsträger wechseln. Was heute als Lösung hervorgehoben wird, kann morgen schon wieder bedeutungslos sein. Allenfalls mag man den Grad der Übertreibung als Maßstab für die anstehenden Probleme werten ...  Die Politik wird wieder hoch zufrieden sein mit diesem Papier – wird sie doch in ihrem Kurs bestätigt, dass der Wachstumspfad nicht gefährdet ist. Die Öffentlichkeit wird wieder beruhigt sein – dann ist das alles ja nicht so schlimm mit der Ölverknappung. Und das ist ja auch der beabsichtigte Zweck dieser Veröffentlichung. Vor allem aber bleibt der erschreckende Gedanke, dass die Welt sich in der wichtigsten Frage der Sicherung ihres Wohlstandes, nämlich der Energieverfügbarkeit, mit solch billigen Analysen und Ratgebungen manipulieren lässt."

Ein Kommentar von Dr. Werner Zittel zum neusten World Energy Outlook 2012 der International Energy Agency. Erschienen auf ASPO DEUTSCHLAND (22. November 2012).