"Ich denke, die Industrie ist sehr gut beraten, die Kritik ernst zu nehmen, und auch die eigenen Hoffnungen zu hinterfragen: 'Wie realistisch sind die denn?'. Falls die Hoffnung dahinterstehen sollte, dass der Gaspreis damit [durch die Ausbeutung des Gases aus dichtem Gestein] billig wird, das ist auf sehr dünnem Eis denke ich ... Ich glaube, es kann sich niemand in Deutschland vorstellen, 15000 Bohrungen allein in Nordrhein-Westfalen wiederzubringen. Das sind aber die Dimensionen, die notwending wären, damit es einen relevanten Effekt hat ... Dem Rausch folgt manchmal ein Kater denke ich ... Wir können in Deutschland natürlich heute nicht sagen, welche Folgen es haben wird, dafür haben wir zu wenig Bohrungen - sprich gar keine Bohrungen im großen Stil. Dort wo wir im großen Stile die Förderung haben, und das sind die USA, da haben wir deutliche Auswirkungen ... Ich denke, man muß die Risiken mit den erhofften Erwartungen abwägen, und die Erwartungen sollte man genauso realistisch abschätzen ... Richtig ist, dass eine Nervosität herrscht. Was aber nicht richtig ist, ist dass sich der Boom in den USA übertragen läßt auf die Welt ... Dass man jetzt mit Fracking beginnt, das ist erst einmal ein Indiz, dass es keine leichter erschließbaren Gasvorkommen mehr gibt, denn sonst würden die Firmen selbstverständlich das tun ... Tatsächlich haben die Gas- und auch die Ölindustrie in ihrer 150-jährigen Geschichte zuerst die leicht erschließbaren Vorkommen erschlossen, als die zu Ende gingen, dann ging man aufs Meer hinaus, als das zu Ende ging, dann ging man in entfernte Gegenden weit weg, und jetzt haben wir mehr oder weniger das letzte Refugium, und das ist eben das Ausquetschen der letzten Tropfen aus dem dichten Gestein."
Zum Interview mit Dr. Werner Zittel, ausgestrahlt auf 3sat (26. April 2013) »
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